Autoimmunerkrankungen sind, gerade im Kindesalter, mit einer Reihe von verschiedensten Gefühlen verankert. Für Sie als Eltern schwebt permanent eine Wolke aus Sorge und Angst herum und für Kinder bedeutet Diabetes Verzicht und Kontrolle. Eine meiner Klassenkameradinnen aus der Grundschule bekam ihre Diagnose im Alter von 8 Jahren. Heute kann ich mich nur daran erinnern, dass sie zu anderen Zeiten essen durfte und sich zwischendurch Insulin spritzte. Doch was ist überhaupt Diabetes? Und wie sieht der Krankheitsverlauf und die Diagnostik von Diabetes bei Kindern aus?

Diabetes bei Kindern – Zwischen Typ-1 und Typ-2
Diabetes bei Kindern unterscheidet sich, auch wie bei Erwachsenen, in den Typ-1-Diabetes und den Typ-2-Diabetes. Der Typ-1 ist zu 95 % angeboren und bedeutet die lebenslange Einnahme und das Spritzen von Insulin. Dahingegen kann der Typ-2-Diabetes, der im Laufe des Lebens erworben wird, mit viel Disziplin und ärztlicher Unterstützung in vielen Fällen komplett verschwinden. In Deutschland leben schätzungsweise etwa 32.000 betroffene Kinder und Jugendliche. Pro Jahr kommen etwa 2300 neue Fälle dazu und die Zahlen steigen. Insulin, ein körpereigenes blutzuckersenkendes Hormon, wird aus verschiedensten Gründen nicht mehr ausreichend produziert. Aus diesem Grund muss es dem Körper künstlich zugeführt werden.
Symptomatik Typ-1-Diabetes
Häufig treten die Symptome, gerade bei Kindern, erst sehr spät auf. Viele betroffene Kinder sind sehr schlank und der Verzicht auf das nötige Insulin hat viel Schaden angerichtet. Leider führt eine spät gestellte Diagnose dazu, dass mehr als 80 % der Betazellen, die das Insulin produzieren, schon zerstört sind. Daher schafft die Bauchspeicheldrüse die Produktion nicht mehr und stellt sie dann ganz ein. Die vorhandenen Restmengen führen aber dazu, dass die Symptome plötzlich auftauchen und innerhalb von wenigen Wochen verschwinden. Klassischerweise trinken die Kinder plötzlich sehr sehr viel, mehrere Liter am Tag, und lassen große Mengen an Urin. Eltern berichten von Leistungsabfällen, Mattheit und Gewichtsverlust. Ein weiteres Symptom ist Acetongeruch beim Ausatmen.

Ursachen und Risikofaktoren Typ-1-Diabetes
Wie oben bereits erwähnt zählt Diabetes bei Kindern zu den autoimmunischen Erkrankungen. Einfach gesagt, zerstört sich der Körper hierbei von selbst und bestimmte Antikörper greifen die insulinproduzierenden Betazellen an. So kann der Körper die notwendige Mengen von Insulin nicht mehr herstellen. Der genaue Ablauf ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Auch die Ursachen sind nicht immer klar. Fest steht, dass genetische Faktoren eine zentrale Rolle spielen und die Genveränderungen häufig innerhalb einer Familie vorkommen können. Manchmal kommt es sogar vor, dass Kinder die unter anderen Autoimmunerkrankungen leiden zusätzlich auch an Diabetes erkranken. Die Forschung richtet gerade den Blick auf die ersten Lebensmonate, die Stilldauer und die Einführung von glutenhaltiger Kost, um weitere Indizien für das Erkranken zu finden.
Diagnose
Falls Sie als Eltern jetzt denken: „Puh, die Symptome könnten zu uns passen…“, sollte Ihr erster Ansprechpartner Ihr Kinderarzt sein. Dieser wird dann eine Reihe von Untersuchungen anordnen und einige Fragen zu Ihren Beobachtungen stellen. Um bestens vorbereitet zu sein, empfehle ich Ihnen eine Art Tagebuch zu führen. Hier können Sie auffällige Gewohnheiten, Acetongeruch und Bauchweh notieren. Ihr Kinderarzt wird darüber hinaus eine Reihe von Untersuchungen anordnen. Zum einen wird das Blut Ihres Kindes auf den Langzeit-Blutzuckerwert HbA1C untersucht. Dazu muss ihr Kind nüchtern in der Praxis erscheinen. Dieser Langzeitwert zeigt den Blutzuckerspiegel der letzten 2-3 Monaten an. Um genaue Informationen zu bekommen, kann es sein, dass die Kontrolle mehrmals durchgeführt wird. Ist der Wert dauerhaft erhöht, werden die Blut zirkulierenden Zuckermöleküle auf Hämoglobin untersucht. Das hier entstehende glykosylierte Hämoglobin gibt Aufschluss über eine mögliche Erkrankung und wird auch nach die Diagnose immer wieder kontrolliert.
Behandlung von Diabetes-Typ-1 bei Kindern
Ist die Diagnose klar, muss sofort mit der Behandlung begonnen werden. Betroffene Eltern und Kindern sollten zeitnah eine spezielle Schulung besuchen, in der alle notwendigen Informationen rund um das Leben mit Diabetes bei Kindern weitergegeben werden. Das tägliche Ausrechnen von Insulin gehört ab jetzt dazu. Um den Umgang für alle möglichst einfach zu gestalten, werden Kinder von Anfang an selber geschult, um das Spritzen und den Umgang mit der Diabetikertasche zu erlernen. In einigen Fällen können Pumpen, sogenannte Insulinpumpen, im Bauch eingesetzt werden. In einer Pumpentasche wird dann das notwendige Zubehör aufbewahrt.

Ursachen und Risikofaktoren Typ-2-Diabetes
Leider steht eine Erkrankungen mit dem Typ-2-Diabetes in vielen Fällen mit Gewichtsproblemen in Verbindung. Anders als beim Typ-1 ist es aber hier die Fettleibigkeit und Übergewicht, welches Probleme macht. Auch hier sind die Betroffenen abgeschlagen, trinken viel und fühlen sich unwohl. Die Krankheit entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und die Bauchspeicheldrüse stellt auch hier die ausreichende Produktion von Insulin ein.
Diagnose und Behandlung von Diabetes-Typ-2 bei Kindern
Auch hier ist der Gang zum Arzt der erste Schritt. Nach der Blutuntersuchung wird betroffenen Familien dringend angeraten, die Lebensumstände zu verändern. Sport und eine Ernährungsumstellung sind der Schlüssel zur Genesung. Denn in vielen Fällen reicht schon die Gewichtsreduktion und eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, um zu genesen. Manchmal kann für eine bestimmte Zeit medikamentös nachgeholfen werden. Das große Ziel ist jedoch die körpereigene Produktion von Insulin.
Für den Alltag mit Diabetes braucht es viel Aufmerksamkeit, Geduld und eine geregelten Tagesablauf. Für Ihren Weg wünsche ich Ihnen alles Gute.
Falls Sie Erfahrungen im Umgang mit Diabetes bei Kindern haben, freuen wir uns sehr über Ihre Geschichten!
Ihre Marie Franke
Ja habe ich. Mit 11 Jahren an Diabetes Typ1 erkrankt. Jetzt 36 Jahre älter. Dank Pumpe und Sensor komme ich gut zurecht. Ich bin dieser Technik und das sie endlich (Sensor) von Krankenkassen in Deutschland übernommen wird, sehr dankbar. Ich lese manchmal über heutige Beschulungsprobleme, die ich ohne Pumpe und Sensor als Kind nicht hatte. Habe damals alles mitgemacht ohne Betreuung.
Liebe Frau Lippert,
Vielen Dank für Ihre Kommentar. Wir sind beeindruckt, wie lange Sie schon mit dieser Erkrankung leben. Für Ihren weiteren Weg wünschen wir alles Gute!
Bleiben Sie gesund, herzlich
Marie Franke