Gesunde Darmflora aufbauen und Immunsystem stärken
Inhaltsverzeichnis
- Die Rolle des Darms im menschlichen Organismus
- Die Darmflora
- Ein guter Grund für das Stillen ist auch der Aufbau der Darmflora!
- Einflussfaktoren auf die Darmflora
- Die Aufgaben der Darmflora
- Auswirkung einer Störung der Darmflora
- Wieso kommt es bei Antibiotika-Behandlungen häufig zu Durchfall
- Bei Infektanfälligkeit oder Autoimmunerkrankungen sollte der Darm betrachtet werden!
- Maßnahmen bei einer gestörten Darmflora
- Die Darmsanierung
- Präbiotika in Gemüse
- Allgemeine Maßnahmen für eine gesunde Darmflora
- Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel
- Welche Probiotika werden als Nahrungsergänzungsmittel verwendet?
- Wann sollten Probiotika nicht verwendet werden?
- Wie wird das richtige probiotische Präparat ausgewählt?
- Wissenswertes über Darmflora:
- Quellen
Die Rolle des Darms im menschlichen Organismus
Der Darm spielt nicht nur für die Verdauung, sondern auch für das Immunsystem eine tragende Rolle. Mit einer gesunden Darmflora wird die Gesundheit gefördert. Eine Darmsanierung kann helfen, das Milieu an Mikroorganismen zu optimieren.Der Darm ist mit ca. 8 Metern das längste und wichtigste Verdauungsorgan im menschlichen Körper. Er untergliedert sich in Dünndarm und den daran anschließenden Dickdarm. Beide bestehen wiederum aus einzelnen Abschnitten.
Abschnitte des Dünndarms | Abschnitte des Dickdarms |
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Die Darmflora
Die im Darm natürlicherweise lebenden Mikroorganismen werden auch als „Darmflora“, „intestinale Mikrobiota“ oder „Mikrobiom des Darms“ bezeichnet. Mehrere hundert Bakterienstämme gehören ihr an und machen 99 % der Darmflora aus. Ergänzt werden diese natürlicherweise durch einen geringen Anteil an Hefepilzen und Viren. Ein gesunder Darm zeichnet sich durch eine besonders hohe Durchmischung der Bakterien aus. Bei Erkrankungen sinkt die Vielfalt, was auch als „Dysbiose“ bezeichnet wird. Die normalerweise vorherrschenden bakteriellen Mikroorganismen entstammen folgenden Gruppen:• Proteobakterien (z. B. Eschericia coli)
• Actinobakterien (z. B. Bifidobakterien)
• Bacteroides (z. B. Prevotella)
• Firmicutes (z. B. Clostridien, Laktobazillen)
Die meisten natürlicherweise vorkommenden Bakterienarten sind förderlich für den Körper. Es gehören aber auch krankheitserregende (pathogene) Keime zu der Darmflora.
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Einflussfaktoren auf die Darmflora
Die Darmflora befindet sich lebenslang in einer ständigen dynamischen Entwicklung. Viele Faktoren haben auf diesen Prozess Einfluss. Hierzu zählen:• die Ernährung
• Lebensumstände (Stress, Alkoholkonsum, Zigarettenkonsum wirken negativ)
• Krankheiten (insbesondere Magen-Darm-Infektionen)
• Medikamente (v. a. Antibiotika)
• Alter
Die Aufgaben der Darmflora
Die Darmflora trägt auf vielerlei Wegen zur gesunden Körperfunktion bei. Folgende Prozesse werden von ihr beeinflusst:• Abwehr von Krankheitserregern
• Modulation des Immunsystems und Ausbau der Toleranz gegenüber körpereigenen Zellen und Nährstoffen
• Abbau von Giftstoffen (Toxinen)
• Beitrag zum Abbau von Nährstoffen wie Kohlenhydrate und Eiweiße
• Regulation des Zucker- und Fettstoffwechsels
• Vitaminproduktion
• Förderung der Darmbeweglichkeit (Darmperistaltik)
Die Mikroorganismen sind Teil der körpereigenen Abwehr. Das Immunsystem umfasst das Zusammenspiel mehrerer Organe wie Lymphknoten und Milz sowie bestimmter Blutzellen (z. B. die weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt). Sie schützen den Körper vor krankmachenden Erregern, schädlichen Substanzen oder abnormen Zellen. Auch der Darm ist Teil des Abwehrsystems. Hierzu bilden die Darmschleimhaut, die Darmflora und die in der Darmwand sitzenden Abwehrzellen des Immunsystems die sogenannte „Darmbarriere“. Bei letzterem handelt es sich um eine ausgeprägte Ansammlung von Immunzellen in der Darmschleimhaut, die schädliche Mikroorganismen daran hindern, weiter in den Körper vorzudringen. Gegenüber der natürlichen Mikrobiota verhalten sich diese Zellen allerdings tolerant.
Durch eine Konkurrenz um Nährstoffe und Andockstellen an der Darmwand verhindern die natürlichen Darmbakterien die Vermehrung und das Eindringen von krankheitserregenden Keimen. Außerdem sorgen Bifidobakterien und Laktobazillen für einen sauren pH-Wert, indem sie Milchsäure produzieren. Auch dieser verhindert die Vermehrung vieler Krankheitserreger. Des Weiteren stimuliert die Mikrobiota die Produktion weiterer Stoffe, die zur Abwehr von Krankheitserregern beitragen.
Auswirkung einer Störung der Darmflora
Ist die Anzahl der gesunden Mikroorganismen im Darm reduziert oder kommt es zu einem verringerten Spektrum der Vielfalt, können verschiedene Beschwerden daraus resultieren. Das bekannteste hierbei ist wohl der Durchfall nach einer Behandlung mit Antibiotika.
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Der genaue Einfluss der Darmflora ist Bestandteil vieler aktueller Studien. Diese zeigen bisher, dass u. a. Krankheiten wie Neurodermitis, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber auch rheumatische Erkrankungen häufiger und stärker auftreten, wenn die Mikrobiota gestört ist [1,2,3]. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass eine veränderte Darmflora auch bei der Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn und sogar Übergewicht einen Einfluss hat [4,5].
Sogar neurologische und psychische Funktionen werden durch das Mikrobiom des Darms beeinflusst. So kann eine Dysbalance auch das Auftreten von Depressionen begünstigen.
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Maßnahmen bei einer gestörten Darmflora
Besteht der Verdacht auf eine gestörte Darmflora, kann eine sogenannte „Darmsanierung“ oder ein „Darmaufbau“ helfen, die Dysbalance wieder zu regulieren. Hierbei kommen verschiedene Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel zum Einsatz, die die Regeneration der natürlichen Bakterienbesiedlung im Darm fördern. Die Präparate werden unterteilt in:• Präbiotika: Ballaststoffe, die die Mikrobiota fördern (z. B. Inulin und Oligofruktose)
• Probiotika: lebende Mikroorganismen, die sich bei einer ausreichenden Menge positiv auf die Gesundheit auswirken (z. B. Lactobazillen und Bifidobakterien)
• Synbiotika: eine Kombination aus Prä- und Probiotika
Die Darmsanierung
Die Darmsanierung ist ein Konzept aus der Alternativmedizin, bei dem die Darmflora aufgebaut wird. Allen voran steht hierbei eine Darmreinigung. Abführmittel wie Flohsamenschalen oder Bittersalz sorgen hierbei für eine gründliche Entleerung des Darms. Im Anschluss erfolgt der Wiederaufbau des gesunden Darmmikrobioms durch Probiotika. Hierfür werden besonders häufig Präparate, die Laktobazillen oder Bifidobakterien enthalten, verwendet. Eine zusätzliche Ernährung mit reichlich Präbiotika unterstützt die Ansiedlung dieser Bakterien. Hierfür kann auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen werden. Einige Gemüsesorten sind von Natur aus reich an den nützlichen Ballaststoffen
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Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel
Die Aufnahme von Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel kann die natürliche Darmflora unterstützen und so zur Gesunderhaltung des Körpers beitragen. Hierbei werden unterschiedliche Bakterienstämme, aber auch Hefen eingesetzt. Die entsprechenden Präparate liegen als Tabletten, Kapseln, Pulver oder Tropfen vor. Tropfen oder auch Pulver, welches zur Herstellung einer Lösung dient oder unter die normalen Speisen gerührt werden können, eignen sich v. a. bei Kindern oder Personen, die Schluckprobleme aufweisen. Bei Tabletten oder Kapseln ist hingegen die Dosierung der Einzeleinnahmen einfacher. Außerdem schützt die Kapselhülle empfindliche Mikroorganismen vor Verdauungssäften aus Magen und Leber, sodass sie ihren Wirkungsort im Darm erreichen können.Welche Probiotika werden als Nahrungsergänzungsmittel verwendet?
Bei den enthaltenen Mikroorganismen handelt es sich zumeist um Bifidobakterien, Laktobazillen und Enterobakterien. Je nach Präparat sind nur einzelne Bakterienstämme oder Kombinationen aus mehreren Probiotika enthalten. Häufig sind den Mitteln außerdem Vitamine und Spurenelemente zugesetzt.Familie | Probiotikum | Funktion | Zusatz |
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Laktobakterien (Laktobazillen; Milchsäurebakterien) |
Lactobacillus rhamnosus | Verdauung; Unterstützung des Immunsystems u. a. bei Durchfall oder Atemwegsinfekten | |
Lactobacillus azidophilus | Verdauung von Zucker; Ansäuerung des ph-Werts, Verdrängung von Krankheitserregern; unterstützt die normale Darm- und Scheidenflora | Antibiotika-anfällig, sollte nach einer Antibiose zugeführt werden | |
Lactobacillus casei | Verdauung von Proteinen; Verdrängung von Krankheitserregern; Aktivierung des Immunsystems; Unterstützung des Wachstums von Laktobazillus azidophilus | besonders hilfreich bei Darminfektionen wie durch Salmonellen, sowie zur Regulierung der Darmaktivität | |
Lactobacillus plantarum | Verdauung von Eiweißen und Zucker; Produktion von Plantaricinen, die Krankheitserreger abtöten | kann helfen, die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom zu lindern | |
Bifidobakterien | Bifidobacterium animalis subsp. animalis |
Asäuerung des pH-Werts, Vitaminproduktion, Verdrängung von Krankheitserregern | |
Bifidobacterium animalis subsp. laktis | Ansäuerung des pH-Werts; Verdrängung von Krankheitserregern; Immunmodulation; Immunstimulation | insbesondere zur Unterstützung der Darmflora von Neu- und Frühgeborenen geeignet, verringert dort Infektionen und Allergiesymptome | |
Bifidobacterium bifidum | Ansäuerung des pH-Werts; Verdrängung von Krankheitserregern | insbesondere zur Unterstützung der Darmflora von Frühgeborenen geeignet, verringert hier schwerwiegende Darmkomplikationen wie die nekrotisierende Enterokolitis | |
Enterokokken | Enterococcus faecium | Ansäuerung des pH-Werts, Verdrängung von Krankheitserregern | insbesondere bei Antibiotika-assoziiertem Durchfall hilfreich |
Wann sollten Probiotika nicht verwendet werden?
In der Regel sind probiotische Nahrungsergänzungsmittel gut verträglich. Immungeschwächte Personen und vor der Gabe bei Kindern, Babys und Neugeborenen sollte der Verzehr allerdings mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.Wie wird das richtige probiotische Präparat ausgewählt?
Je nach Grundbeschwerden eignen sich unterschiedliche Mittel besser oder schlechter zur Unterstützung der Funktion der Darmflora. Es empfiehlt sich, den Stuhl auf die Zusammensetzung des Mikrobioms untersuchen zu lassen. Anhand des Ergebnisses kann das optimale Präparat gewählt werden. Häufig erfolgt ein stufenweiser Aufbau, wo nacheinander unterschiedliche Mittel für jeweils einige Wochen eingenommen werden.Wissenswertes über Darmflora:
• Die Darmflora hat einen erheblichen Einfluss auf das Immunsystem.• Ein ungesunder Lebensstil (Stress, Alkohol, Zigaretten, zuckerreiche Ernährung) schaden der Darmflora.
• Bei bestehenden Allergien, Neurodermitis und Autoimmunerkrankungen sollte die Darmflora untersucht werden.
• Ein Aufbau der Darmflora kann das Immunsystem stärken und die Beschwerden von Autoimmunerkrankungen reduzieren.
• Eine Kombination aus Präbiotika und Probiotika ist besonders günstig für eine Darmsanierung.
• Je nach Beschwerden stehen unterschiedliche Präparate aus Bifidobakterien, Laktobazillen und Enterokokken zur Verfügung. Eine Analyse des Darm-Mikrobioms hilft bei der Wahl des optimalen Präparats.
Quellen
Quellen
Quellen
2: Ohnmacht, C. und Fedoseeva, M.: Mikrobiom-Forschung: Kann die Darmflora Allergien verhindern? In: Deutsches Ärzteblatt 2016, 113(24): 29-31
3: Pender, J. et al.: Establishment of the intestinal microbiota and its role for atopic dermatitis in early childhood. In: The Journal of Allergy and Clinical Immunology 2013, 132(3): 601-607e8
4: Qin J, Li R, Raes J et al.: A human gut microbial Gene catalogue established by metageno-mic sequencing. Nature 2010; 464: 59–65
5: Manichanh C, Rigottier-Gois L, Bonnaud E et al.: Reduced diversity of faecal microbiota inCrohn's disease revealed by a metagenomic approach. Gut 2006; 55(2): 205–211
6: Hempel S, Newberry SJ, Maher AR et al. Probiotics for the Prevention and Treatment ofAntibiotic-Associated Diarrhea – A systematic Review and Meta-analysis. JAMA 2012;307: 1959–1969